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Sommerworkshop

Probezeit

Probe; die (Substantiv – feminin) – von lat. proba – Prüfung Untersuchung

Darunter versteht man eine Handlung, durch die festgestellt werden soll, ob eine gewünschte Fähigkeit oder Eigenschaft in ausreichendem Maß vorhanden ist oder ob etwas gut funktioniert.

Das Team der Wilden Werkstatt startete am vergangenen Wochenende seinen 3. Versuch im Rahmen des Probejahres von „Brot & Kraut“, von dem hier berichtet werden soll:

Ein Sonnenschirm steht im Buchaer Gemeindehaus und am Freitagnachmittag nehmen 22 neugierige Gäste an der Tafel Platz, die rundherum mit Blumen und Gestecken geschmückt ist. Der Sommerworkshop der „Wilden Werkstatt“ unter dem Motto „Wildes Sommerfest“ kann beginnen. Auch in der dritten Ausgabe haben sich die freiwilligen Helfer ein buntes Programm überlegt, mit dem sie die insgesamt 42 Teilnehmer an zwei Tagen überraschen wollen. Zu Beginn trifft man sich traditionell an der Kaffeetafel, lernt sich kennen, und probiert die ersten neuen Geschmacksrichtungen der wilden Küche aus. Ein Pflaumenkuchen mit Mädesüß-Crumble sowie der von Lina-Sophie fantasievoll geschmückte Bauernhofkuchen, in dessen Teig ihre Mutter Nicole gehaltvolle Brennnesselsamen verbacken hat, schmecken wunderbar. Gern werden auch wieder koffeinfreie Kaffeealternativen ausprobiert. Nach dem Löwenzahn- und Eichelkaffee der letzten Workshops werden heute Wegwarten- und Lupinenkaffee angeboten.

Passend zu Mariä Himmelfahrt begeben sich die Kraut-Interessierten danach hinaus an die vorbereiteten Tische und flechten gemeinsam mit der Kräuterpädagogin Marion einen Kräuterbuschen.

Labkraut, Dost, Wilde Möhre, Malven, Beifuß und Minze werden erst vorgestellt und dann zu hübschen kleinen Buschen gewunden, die in der katholischen Tradition an diesem Tag in der Kirche gesegnet werden. Diese Segnung, so glaubte man, gebe ihnen erst die Wirkmächtigkeit. So können sie dann im Haus aufgehängt das Jahr über gegen Dämonen schützen, die in der kalten Winterzeit gern auch einmal in Form von Erkältungen über den Besitzer herfallen. Jeder bindet 2 Sträuße, damit auch die „Bäcker“ einen Schutzzauber mit nachhause nehmen können.

Letztere treffen sich derweil im lauschigen Pavillion vor dem Backhaus. Dort hat Enrico mit Hilfe von Hartmut, Roy und Bianca schon die Tische vorbereitet, den Teig angesetzt und den Häusslerofen angeheizt. In gemütlicher Runde bespricht man die Grundlagen des Backens im Holzbackofen und mit Sauerteig. Nun wollen alle natürlich praktisch loslegen und bereiten mit Hartmuts Hilfe eine leckere Sauerteig-Foccacia für das Menü vor. Unsere Nicole zeigt danach mit viel Geduld, wie man Hefezöpfe mit 2 oder 4 Strängen flicht. Das ist gar nicht so einfach und mancher verzweifelt fast am wiederholten von Außen-nach-innen-legen. Enrico hat zuletzt noch ein Sternenbrot vorbereitet. Auch da kommt eine spezielle Falttechnik zum Einsatz. Das soll unser wildes Menü eröffnen.

Und während der Backofen ausgekehrt wird und die Brote in dessen heißen Schlund verschwinden, gehts auch im Gemeindehaus mit der Menüvorbereitung weiter. In vier Gruppen entstehen Leckereien, bei denen essbare Wildpflanzen eine wichtige Rolle spielen. Außer dem klassischen Kräuter-Frischkäse, in Dost eingelegtem Schafskäse und Melonen-Fetaspießen mit Minze oder Gundermannblättchen gibt es eine wilde Sommerrolle sowie Rosen- und Mädesüßeis vorzubereiten. Der Kräuterbuschen, ein Gläschen Ringelblumenöl und ein frisch angesetzter Pflaumenkern-Amaretto finden neben den Gedecken Platz und dürfen am Ende gemeinsam mit einem frischen Hefezopf nachhause getragen werden.

Und wenn sich dann alle wieder im Gemeindesaal einfinden, schnatternd und lachend und voller neuer Eindrücke sich auf das Menü und damit die Ergebnisse ihrer Arbeit freuen, das Staunen, der Genuss, die Begeisterung an allen Gesichtern ablesbar sind, dann ist das der Moment, an dem auch das Team der „Wilden Werkstatt“ innehalten und den Lohn der Mühe ernten kann und die vielen lieben Worte genießt. Das Feedback unserer Gäste zeigt uns, das wir das Probejahr bestanden haben und auf einem guten Weg sind. 

Ein solches Jahr ist aber auch dazu da, eigene Konzepte, Ideen und Abläufe auf die Probe zu stellen und wenn nötig zu verändern. An manch kleinen „Stellschrauben“ muss gedreht, passende Strukturen gefunden, Machbares von Unrealistischem unterschieden werden. Oft hilft uns dabei schon der zweite Workshop am Samstagnachmittag, bei dem wir aus den „Fehlern“ des ersten lernen und einiges optimieren. 

Manchmal führt das Probieren auch dazu, dass man beschließt, etwas Grundsätzliches zu verändern. Deshalb haben wir beschlossen, aus den vier jährlichen Terminen drei zu machen. Einerseits zeigt das Feedback der Teilnehmer, dass der 03./04. Oktober am Beginn der Herbstferien für viele ungünstig ist. Andererseit wurde es uns ein wenig angst und bange, als wir am Samstagabend gegen 22:00 Uhr nach dem Aufräumen realisierten: In 6 Wochen soll es schon wieder losgehen? Deshalb werden wir den nächsten Workshop mit frischer Kraft und neuen Ideen am 05./06.Dezember 2025 starten – ihr dürft gespannt sein.

Eine weitere Veränderung betrifft unsere Ticketpreise. Das was viele Teilnehmer schon mehrfach anregten ist nun Gewissheit: Nach dem Kassensturz haben wir festgestellt, dass wir die Eintrittspreise anpassen müssen. Ab Dezember kostet der Workshop der Wilden Werkstatt 49,- Euro. Für die Alternative das Angebot zu beschränken, konnten wir uns nicht erwärmen. Unsere Veranstaltungen leben von der Vielfalt und das möchten wir unseren Gästen auch weiterhin anbieten.

Der letzte Workshop des Probejahres wird also in der Vorweihnachtszeit stattfinden und wir freuen uns schon auf alle, die dabeisein möchten.

Zum Schluss geht noch ein ganz herzliches Dankeschön raus. Ohne die fleißigen Helfer, Ideengeber, Holzhacker, Zitronenreiber, Kaffeetischdecker, Geschirrspüler, Kistenschlepper, Hundebetreuer, Mutzusprecher, Wegfreiräumer, Schnelleinspringer und Krisenbetreuer wäre das alles nicht möglich und wir sind überglücklich und froh, euch in unserem Team zu haben. Auch über die vielen Angebote, freiwillig mitzuhelfen oder einzuspringen haben wir uns sehr gefreut. Und nicht zuletzt ist es nach jedem Workshop ein ganz besonderer Moment, wenn wir uns nach dem „Resteessen“ eine kurze Verschnaufpause gönnen und uns die Gästebucheinträge gegenseitig vorlesen. Das gibt wieder Kraft fürs Aufräumen und die nächsten Veranstaltung.

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