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„Brot und Kraut“ 1.0

Schon am Mittwochabend brannte am Buchaer Backhaus und im Gemeindesaal lange Licht. Auch Donnerstag waren einige Mitglieder des Vereins zu beobachten, die Tische schoben, Kisten schleppten, Geschirr sortierten oder Backschürzen falteten. 

Und wer sich fragt: „Was war denn da schon wieder los?“, der wird gleich schlauer sein:

Am Freitag gegen 16:00 Uhr schlugen wir nämlich ein neues Kapitel in der Geschichte des Buchaer Landbackvereins auf: Der erste „Brot & Kraut“-Workshop unserer „Wilden Werkstatt“ öffnete seine Türen.

Unser Backexperte Enrico und Marion, die Kräuterpädagogin, träumten schon lange davon, ihre Leidenschaften in einem Workshop an andere weiterzugeben. Die Idee dabei ist, die Welt der wild wachsenden Pflanzen mit der Welt wilder Hefen und Milchsäurebakterien des Sauerteigs zu verbinden. 

Wochenlang wurde geplant, konzipiert, ausprobiert, gekostet und kalkuliert und jetzt sollte es losgehen.

Mehr als 20 Interessierte kommen am Nikolaustag in den weihnachtlichen Gemeindesaal und werden mit einem Glas Sekt erwartet. Dann nehmen sie für die Begrüßungsrunde an der von Ines, unserer „Deko-Queen“, liebevoll geschmückten Tafel Platz und können bei Kaffee und selbst gebackenen Weihnachtsplätzchen den einführenden Worten der Kursleiter folgen, sich ein wenig kennenlernen und auch schon erste „wilde“ Erfahrungen machen: das besondere Angebot ist Eichelkaffee mit exotischen Gewürzen. Das probieren viele gern einmal und sind meist positiv überrascht.

Das Datum der ersten Veranstaltung hatte vor allem der Kräuterpädagogin einige Kopfzerbrechen bereitet: Wildpflanzen im Dezember… das kann schwierig werden! Doch was liegt näher in der Weihnachtszeit, als das Thema „Tannenbaum“. Und so beschäftigte sich die eine Hälfte des Kurses in den nächsten 3 Stunden mit den kulinarischen Möglichkeiten der Nadelbäume unter dem Motto:

„How to eat your Christmastree“

Alle, die sich für den Backkurs gemeldet hatten, verschwanden für diese Zeit im Backhaus und lernten dort „Grundlagen des Brotbackens mit Sauerteig“ kennen.

Schon einen Tag zuvor hatte Enrico den Sauerteig angesetzt, kurz vorher den Holzbackofen angefeuert. Immer an seiner Seite: Hartmut als unverzichtbare helfende Hand.

Und nun hieß es: Backschürzen an und erst einmal kneten. Die Kursteilnehmer wurden sofort ins kalte Wasser geworfen und durften den Hauptteig fertig kneten, der zuvor schon einige Zeit von unserer Knetmaschine bearbeitet worden war, bevor er auf Stückgare ruhen musste. Da gab es einiges zu beachten und Enrico stand allen mit Sachverstand und viel Erfahrung zur Seite.

Die Zeit der Teigruhe nutzten unsere „Neubäcker“ für Theorie. Welche Getreide im Brot verwendet werden, konnte man sich in ausgestellten Gläsern anschauen. Beim Thema „Sauerteig ansetzen, auffrischen und führen“ bekamen einige gleich Lust auf eigene häusliche Experimente und füllten sich ein bisschen Anstellgut in bereitgestellte Gläser ab.

 Auch die Profiknetmaschine der Firma Häussler zog neugierige Blicke auf sich und man konnte Unterschiede zu Haushaltsgeräten erfahren. Auch der Vergleich unseres Holzbackofens zum häuslichen Herd war Gegenstand der Betrachtungen, doch schon war die Zeit für Theorie vorbei und es konnte wieder Hand angelegt werden: der Ofen war heiß genug – die Glut musste raus, denn das Einschießen des Brotes war nicht mehr fern. Vorher durfte jeder noch überlegen, ob er sein Brot mit Gewürzen oder getrockneter Brennnessel versehen wollte und dann kam der erste spannende Moment: 22 kleine Brote verschwanden mit ihren Spankörbchen im heißen Maul des Backofens, denn nicht nur für sich selbst wurde hier gebacken – natürlich sollten auch die Teilnehmer des „Kraut-Kurses“ ein Brot bekommen.

Nun blieb wieder Zeit für theoretische Betrachtung zum Unterschied von Roggen- und Weizenmehl, zu verschieden Ausmahlgraden des Mehls oder zur notwendigen Grundausstattung eines Hobbybäckers.  Doch bestimmt war die eine oder der andere in Gedanken eher bei seinen Broten im heißen Ofen und schon sehr gespannt, was aus dem ersten Versuch denn nun geworden war.

Doch wir wechseln die Szenerie und schauen mal, was die Gruppe im Gemeinderaum  so gemacht hat.

Dort haben sich erst einmal alle gemeinsam mit den Vorteilen der Wildpflanzen in der Ernährung, der Gesundheitsvorsorge oder Kosmetikherstellung befasst. Anschließend probierte jeder eine Möglichkeit aus, wertvolle Pflanzenstoffe der Nadelbäume in Salz, Essig oder Öl halt- und nutzbar zu machen.

Staunende Gesichter, als sich beim Malen der trockenen Fichten- und Douglasiennadeln plötzlich ein herrlicher Duft verbreitete und ein intensives Grün zu sehen war. Fleißig mixten natürlich alle etwas für ihre Backfreunde mit und nach 30 Minuten stand an jedem Platz der Tafel ein hübsches, grünes Trifolium zum Mitnehmen.

Unter dem Motto: „Nimm nur das aus der Natur mit, was du auch wirklich kennst!“ gings nun ins Detail. Unterscheidungsmerkmale von Kiefer, Fichte, Tanne und Douglasie wurden erforscht und auch die gefährliche Eibe wurde genauestens identifiziert.

Doch die Herausforderung für die Kräuterfrauen stand noch bevor: eine Stunde bis zum großen Finale und das 3-Gänge-Menü musste fertig sein. Hier unser Menüplan:

Das war ein sportliches Ziel, doch schnell organisierte man sich in Gruppen, studierte Rezepte, suchte sich Zutaten und Equipment und zauberte mit Leidenschaft leckere Gerichte zum Thema Nadelküche. Hier ein paar Impressionen.

Nach drei Stunden ist es dann soweit: Die Tafel wird festlich gedeckt und die neugierigen Augen an der noch geschlossen Backofentür werden immer größer: Ist unser Brot gelungen?? … Wer in diese Gesichter schaut kennt das Ergebnis:

Nach all der Arbeit kommt nun für alle der schönste Moment: der Genuss! An jedem Platz liegt ein Rezeptheft, ein Brot und die drei Nadelspezialitäten. Dann wird serviert:

Strahlende Gesichter, liebevolle Worte, jeder berichtet von seinen Erlebnissen, man tauscht sich aus und genießt das Dinner im Kerzenschein und auch das Team vom Backverein ist überglücklich, dass der Plan aufgegangen ist. Alle haben den Nachmittag sehr genossen, wie an diesen Bildern unschwer zu erkennen ist:

Doch eines darf nicht vergessen werden, auch wenn es fast unsichtbar war, denn es spielte sich hinter den Kulissen ab: Da brachte Roy Holz für Ofen und Feuertopf, Nicole bekam vom Abwaschen schon Spülhände, Hartmut behielt den Ofen im Blick und hatte auch sonst immer wieder eine Lösung parat, Ines bastelte – wahrscheinlich wochenlang – zauberhafte Tischdeko, Doreen war „Chef de Cuisine“ und schälte schon mal schnell Kartoffeln, wenn wir im Verzug waren, Jürgen schleppte Kisten ohne Zahl, Jesco bewegte wie von Zauberhand Tische und Stühle und Sarah polierte nicht nur Glasteller, Hanns-Jürgen hatte unzählige davon spendierte und Axel karrte die Bänke zum Brotkneten ans Backhaus heran, Michaela und Christian brachten Tassen und Suppenschüsseln vorbei, Elisabeth, Magdalena und Lina-Sophie kümmerten sich um die Hündin Luna, die ihr Frauchen schon seit Tagen nur noch selten zu Gesicht bekam. Und vermutlich eine aufmerksame Nachbarin 😉 ließ das arme Tier ins Haus, als der Regen einsetzte…

So langsam leert sich die Tafel. Manche kaufen noch Nudeln oder Kräuterprodukte, auch die Deko kann gegen kleines Geld erworben werden. Letzte Fragen werden gestellt – Top1-Frage: Wann ist der nächste Workshop? 😃 Und zu größten Freude des Teams drücken alle Teilnehmer ihren Dank mit herzlichen Worten aus – manche finden wir als kleines Extra dann am späten Abend auch in unserem Gästebuch. An dieser Stelle auch ein herzlicher Dank an unsere fantastischen Kursteilnehmer – ihr wart ein tolles Premierenteam!!

Am Samstag wartet ab 14:00 Uhr die zweite Workshop-Runde auf uns, doch nun sind wir ja keine blutigen Anfänger mehr, kleine Kurskorrekturen werden vorgenommen und die ersten Erfahrungen machen vieles leichter und freundliche Worte ermutigen natürlich alle.

Nun ist der zweite Advent schon fast vorbei, letzte Spuren im Gemeindehaus sind beseitigt und immer wieder erreichen uns kleine liebevolle Dankesnachrichten. ❤️ Das Adrenalin baut sich langsam ab und weicht einer angenehmen Zufriedenheit mit ein bisschen Stolz gemischt. Es war ein fantastisches Wochenende, eine grandiose Teamerfahrung und ein Erlebnis, das Lust auf mehr macht.

Vier Kurse – für jede Jahreszeit einen – möchten wir etablieren und unser Weihnachtskurs ist schon mal getestet und für gut befunden. Bald wird es auch hier auf der Webseite mehr über die „Wilde Werkstatt“ zu erfahren geben – also bleibt gespannt und neugierig.

Jetzt erst einmal kurz durchatmen – doch viel Zeit bleibt nicht, denn nächste Woche ist Weihnachtsmarkt in Bucha. Der Kranz hängt schon und die neue Verkaufstheke ist angebracht , nur der „Weihnachtsmann“ guckt noch leicht kritisch aus dem Fenster. Vielleicht sieht man sich und bringt ihn gemeinsam ein bisschen in Stimmung! In diesem Sinne: Bis bald.

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