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Walk, Eat, Talk

Walk, Eat, Talk

In Abwandlung des Titels einer Bestsellerverfilmung („Eat, Pray,Love“) mit Julia Roberts, in der die Protagonistin durch Meditation zu sich selbst findet, beschritt man im Saale-Holzlandkreis dazu am vergangenen Samstag einen anderen Weg. Und das im wörtlichen Sinne, denn der neue Landrat hatte zur nunmehr 33. Wanderung geladen.

Walk

Der volle und besonders große Mond der letzten Tage steht auch am Morgen noch über den frisch gepflügten  Feldern der Agrar-Genossenschaft Bucha, das bunte Herbstlaub am Dorfteich zeigt: nun ist der Herbst unwiderruflich der Tonangeber und das Knistern im Holzbackofen des Vereins verrät: die nächste Herausforderung steht an. 

Eine unbekannte Zahl an Wanderern soll am Nachmittag mit Kaffee und Kuchen verpflegt werden und Fred muss für die richtige Backtemperatur sorgen, wofür er extra zeitig aufgestanden ist. Natürlich lassen wir es uns nicht nehmen, auch frisches Brot zum Verkauf anzubieten. Das braucht präzise Vorbereitung mit ziemlich vielen unbekannten Faktoren. Der Backtrupp für dieses Wochenende hat sein Möglichstes getan: kalkuliert, bestellt, geplant, Sauerteig angesetzt… Ines und Michaela haben sogar noch herbstlichen Tischschmuck gebastelt … und nun stehen alle gespannt in den Startlöchern.

Um 9:30 Uhr trudelten die ersten Wanderer auf dem Buchaer Gemeindevorplatz ein. Ein herrlicher Herbstmorgen macht Lust auf die 10km, die vor der ca. 150 Personen umfassenden Gruppe liegen und während einige Besucher neugierig unseren neuen Aufsteller studieren, nach Kuchen- und Brotverkauf fragen und einen Blick durchs Fenster der Backstube wagen, werden dort Brote auf Spannung gezogen, Äpfel geschält, Teige geknetet und Streusel verteilt.

Nach einer kleinen Eröffnung setzt sich die Wandertruppe in Bewegung. Es geht zur historischen Mühle Bucha, am Fuchsbau entlang zum Ortsteil Oßmaritz. Auch dort wartet die Kirmes mit Mittagsleckereien. Weiter über Nennsdorf in Richtung Coppanz wird die Gemeinschaft gegen 15:30 Uhr wieder in Bucha ankommen und von uns mit Kaffee und Kuchen empfangen. 

Anstelle des anonymen Shitstorms in „sozialen“ Medien, der vielfach das faire Gespräch ersetzt, ist dies eine gute Möglichkeit miteinander und mit den lokalen Politikern ins Gespräch zu kommen. Möge es ein fröhlicher, respektvoller und vielleicht produktiver Austausch werden. „Auf geht´s!“

Eat

Essen hält bekanntlich Leib und Seele zusammen und so sind auch die Köstlichkeiten aus dem Backofen nicht nur Sättigungsbeilage. Was bei einer Tasse Kaffee, einem Stück Kuchen oder einem Glas Wein besprochen wird, hat weitaus größere Chancen, den anderen zu erreichen, gute Ideen zu kreieren und Gemeinschaft zu stiften, als eine Meinungsäußerung im digitalen Raum. Und Meinung gibt es bekanntlich ja genug. Außerdem weiß auch jedes erfahrene Vereinsmitglied, dass Verschiedenheiten der selben zum täglich Brot gehören. Und während die einen Wandern und dort in den Gedankenaustausch treten, haben die Mitglieder des Backvereins das gemeinsame Arbeiten, die Backpausen und natürlich auch die notwendigen Verkostungen, um miteinander in den Austausch zu treten. Offene, wertschätzende und sachliche Gespräche, bei denen auch viel gelacht wird, lösen so manche Probleme oder lassen Perspektiven erkennen. Und schließlich vereint alle die Freude am Backen, vor allem mit einem Sauerteig, der unserer 1.Backfrau Kathrin das Herz in der Brust hüpfen lässt.

Punkt 15:30 Uhr sind 10 große Bleche Kuchen, 40 Brote sowie mehrere Kannen Kaffee zum Verkauf bereit. Pflaumen-, Apfel-, Zupf-, Kirmes-, Quarkkuchen sowie Bienenstich finden begeisterte Abnehmer. Besonders der Lieblingskuchen unseres Bürgermeisters, der mit einer dicken Mohnschicht, ist sehr schnell verspeist. Immerhin ist der 70jährige die 10km tapfer mitgelaufen und hatte sicher danach großen Appetit .  😜 Auch die Brote werden verkauft und natürlich haben wir drei für unseren Bürgermeister, den Landrat und den Jenaer OB reserviert, die von Kathrin überreicht werden und offensichtliches Erstaunen auslösen.

Auch der Tischschmuck hat die Herzen der Gäste erobert

Talk

So langsam leert sich der Gemeindeplatz, der Backofen kühlt ab und die letzten Handgriffe sorgen für Ordnung in Backstube. Auch Kinder der verantwortlichen Bäcker und Bäckerinnen sind oft dabei und helfen gern mit. Dann folgt der gemütliche Teil nach getaner Arbeit. Kai öffnet eine Flasche Wein, Christian holt ein Bierchen und alle stehen um den letzten Klapptisch. Der gemeinsame Erfolg der Veranstaltung hinterlässt ein zufriedenes Gefühl und auch etwas Stolz darauf, was in der kurzen Zeit des Bestehens unseres Vereins schon erreicht wurde.

Die nächsten Etappenziele sind in Sichtweite, die kleinen Zweige Pimpernelle, mit der unsere Ines die Quarkbrote verziert hat, zeugen davon: Im nächsten Jahr wollen wir Back- und Kräuterkurse anbieten. Bei einem Gespräch mit dem Heimatverein haben wir vereinbart, dass der Raum, indem bisher nur die Vorträge des Heimatvereins stattfanden, nun von uns mitgenutzt werden kann. Auch in diesem Fall hat ein gutes Gespräch zu einem für beide Seiten interessanten Ergebnis geführt, denn im Gegenzug bietet unsere Kräuterpädagogin im Heimatverein Vorträge über die Kräuter der Umgebung an.

Während im Backhaus langsam die Lichter ausgehen, knipst ein anderer Buchaer Verein diese erst an: die Feuerwehr hat heute Nacht einen Einsatz im gesperrten Jagdbergtunnel. Dort wird der Ernstfall geprobt und das dauert lange. Ein Teller Kuchen wird da nicht verschmäht, eher mit Freude angenommen und während in Bucha alles schläft, sorgen die Jungs für unsere Sicherheit. Noch am Morgen, als die Sonne den Himmel wieder rot färbt, brennt Licht im Feuerwehrhaus und ein liebe Nachricht erreicht uns.

„Wir“ statt „Die“ und „Ich“, wäre das nicht schön? Leicht ist das nicht, im Kleinen wie im Größeren oder ganz Großen. Doch dieser Samstag ist ein schönes Beispiel für ein gelingendes „Wir“, bei dem die Vereine die Keimzelle eines fröhlichen Miteinanders sein können und dazu führen, dass wir uns in Bucha zuhause fühlen können.

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